Der Verein für Verkehr und Heimatkunde Oberhausen-Schmachtendorf e.V. hat allen Direktkandidat*innen im Wahlkreis Dinslaken / Oberhausen-Sterkrade vier Fragen gestellt, welche per Newsletter sowie in den sozialen Medien Facebook und Instagram des Vereins veröffentlicht werden.
Seit genau 100 Jahren setzt sich der Verein für die Interessen der Schmachtendorfer Bevölkerung ein und vertritt diese gegenüber Politik und Verwaltung. Ursprünglich als reiner „Verkehrsverein“ gegründet, kam nach eigenen Aussagen im Laufe der Jahre durch die starke ortgeschichtliche Erforschung die Heimatkunde zum Betätigungsfeld hinzu. Daraus entwickelte sich die umgangssprachliche Kurzfassung des Vereinsnamens: „Heimatverein Schmachtendorf“. Hier nun die Fragen und Antworten:
1. Mein Wunsch für Schmachtendorf in drei Sätzen:
Wenn meine Großmutter mir von Schmachtendorf erzählt und dem Leben unserer Familie auf der Waldhuckstraße, welches bis zu meinen Ururgroßeltern zurückreicht, dann verbinde ich mit diesem Stadtteil immer eine große Nähe – besonders, wenn man weiß, dass ich in Hiesfeld großgeworden bin und die Gemeinde Hiesfeld 1917 zwischen den Städten Dinslaken und Sterkrade aufgeteilt und der südliche Teil – das heutige Schmachtendorf – der Stadt Sterkrade zugeteilt wurde. Heute lässt sich sagen, dass das angenehme Erscheinungsbild des Stadtteils vor allem auf ein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement zurückzuführen ist und unbedingt erhalten bleiben muss. Dazu gehört für mich, dass der Ausbau des öffentlichen Grüns, ebenso wie der Ausbau von Dach- und Fassadenbegrünung gefördert und eine weitere Flächenversieglung weitestgehend verhindert werden muss, um den dörflichen und natürlichen Charakter auf den knapp 333 ha Fläche auch für die Zukunft zu erhalten.
2. Der geplante Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen im Sterkrader Wald wird breit diskutiert. Wie stehen Sie zu diesem Projekt?
Das Bündnis zum Erhalt des Sterkrader Waldes fordert seit längerer Zeit zu Recht, dass die 11 ha Wald und circa 22 ha Grünland einem unnötigen Großprojekt mit geschätzten Kosten von 275 Millionen Euro nicht zum Opfer fallen dürfen. Um der Klimakrise zu begegnen und eine echte Verkehrswende umzusetzen, können wir nicht weiter auf Straßen und Autobahnen setzen. Und wenn dann unter anderem auch besonders geschützte Arten wie Fledermäuse und Feuersalamander von diesem rückwärtsgewandten Infrastrukturprojekt betroffen sind, ein ganzer Biotopverbund zerstört wird und keine adäquaten Kompensationsmaßnahmen dargestellt werden können, ist für mich klar, dass der Sterkrader Wald erhalten bleiben muss. Den Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen lehne ich daher, ebenso wie ein Großteil der Bevölkerung, entschieden ab. Wie ich es unter anderem durch meine Teilnahme an Waldspaziergängen, der Demo in Sterkrade mit über 1.200 Gästen, und dem Videoformat mit der Bundestagsabgeordneten Kathrin Henneberger und meinem GRÜNEN Kollegen Norbert Axt aus Oberhausen, deutlich gemacht habe, heißt es für mich ganz klar: „Sterki bleibt!“
3. Am 6. April 2022 verabschiedete der Landtag NRW ein neues Denkmalschutzgesetz, welches im Vorfeld kontrovers diskutiert wurde. Wirkt sich dieses neue Gesetz Ihrer Meinung nach auf die beiden einzigen Schmachtendorfer Baudenkmäler (Forsthaus Ravenhorst und Kirche Kempkenstraße mit Pfarrhaus) aus?
Nach meinem Empfinden sind beide Baudenkmäler wichtig für das Schmachtendorfer Ortsbild. Dass die Bürger*innen mit diesen auch sehr verbunden sind, zeigt sich unter anderem auch daran, dass der Denkmalschutz für die evangelische Kirche auf der Kempkenstraße erst durch eine Bürger*inneninitiative erreicht wurde und sich heute ein Verein ehrenamtlich um ihren Erhalt und deren Nutzung und damit auch den Schutz unseres kulturellen Erbes und der kulturellen Identität kümmert. Das muss auch mit dem neuen Denkmalschutzgesetz weiterhin so bleiben – besonders wenn man sich daran erinnert, dass der erste Gottesdienst bereits am 30. September 1906 zum Erntdeankfest stattfand und nach dem zweiten Weltkrieg mit großer Unterstützung der Schmachtendorfer*innen wiederaufgebaut wurde.
Mit dem Denkmalschutzgesetz der schwarz-gelben Landesregierung droht dieser Schutz allerdings zu bröckeln und macht insbesondere Baudenkmäler zum Spielball politischer und wirtschaftlicher Interessen. Wir GRÜNE wollen deshalb die Stellung der bei den Landschaftsverbänden angesiedelten Denkmalfachämter für Baudenkmalpflege mit ihrer fachlichen Expertise erhalten und die bewährte Zusammenarbeit zwischen den Unteren Denkmalbehörden und den Fachämtern belassen. Gleichzeitig gilt es, in intelligenter Weise ökologisches und klimagerechtes Bauen mit dem Denkmalschutz zu vereinbaren. Positiv an der Gesetzesnovelle ist daher zu bewerten, dass sie Photovoltaik und Solarthermie ermöglicht – bei einem großen Dach wie dem der Kirche könnte dies ein richtiger Schritt in Richtung Energiewende sein.
4. Wie stehen Sie zur Forderung nach mehr Sonntagsöffnungen für den örtlichen Einzelhandel?
Wir GRÜNE setzen uns für die Stärkung fairer Arbeitsbedingungen ein. Wir wollen den Arbeitsschutz durch mehr finanzielle und personelle Ressourcen verbessern, um ausbeuterische Arbeitsverhältnisse zu bekämpfen. Arbeitsfreie Sonntage sollen daher die Regel sein. Deshalb werden wir das Ladenöffnungsgesetz (LÖG NRW) anpassen. Gegen gelegentliche verkaufsoffene Sonntage ist jedoch nichts einzuwenden – besonders dann, wenn sich der örtliche Einzelhandel dies wünscht und damit die lokale Wirtschaft und das Miteinander im Stadtteil, wie etwa durch die Verknüpfung mit kulturellen Angeboten, gefördert werden kann.
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